Bertha Pappenheim Stiftung
Bertha Pappenheim (1859-1936)


Bertha Pappenheim wurde 1859 in Wien geboren und im jüdischen Glauben erzogen. Nach dem Tod des Vaters zogt die Familie nach Frankfurt a.M. Sie arbeitete in einem Mädchenwaisenhaus des Israelitischen Frauenvereins. 1895 übernahm sie dessen Leitung.

Um die Jahrhundertwende, als junge jüdische Frauen mit tatsächlichen oder vermeintlichen Jobangeboten aus den Armutsregionen Osteuropas nach Deutschland gelockt wurden, kam Bertha Pappenheim mit den bedrückenden Lebensbedingungen dieser Frauen in Berührung. Diese waren geprägt von Ausbeutung und Prostitution. Ihr Kampf gegen den Frauenhandel wurde zu einem zentralen Anliegen. Sie reiste deshalb nach Galizien, Russland und auf den Balkan.

Zusammen mit Henriette Fürth gründete sie 1901 den Verein “Weibliche Fürsorge”. Es ging darum, der Armut der alleinstehenden jüdischen Frauen vorzubeugen bzw. diese zu beseitigen. Diese Arbeit umfasste ein Wohnheim, einen Mädchenclub, eine Rechtsberatung, eine Berufsvermittlung und eine Bahnhofshilfe. 1907 gründete sie in Neu-Isenburg ein Mädchenheim, das sie bis zu ihrem Tod 1936 leitete.

Früh erkannte sie die Wichtigkeit von Vernetzung: Sowohl die Idee zur Gründung des Jüdischen Frauenbundes 1904 als auch die 1917 gegründete Zentralwohlfahrtsstelle der deutschen Juden gehen maßgeblich auf Bertha Pappenheim zurück. Beide Verbände trugen zur Professionalisierung der Frauenvereine wie auch der jüdischen Sozialarbeit bei.

Bertha Pappenheim war eine der wichtigsten deutschsprachigen Frauenrechtlerinnen und Sozialreformerinnen des frühen 20. Jahrhunderts.

Literatur

BRENTZEL, Marianne: Sigmund Freuds Anna O. Das Leben der Bertha Pappenheim, Leipzig: Reclam Verlag 2004
HEUBACH, Helga (Hrsg.): Bertha Pappenheim, die Anna O.Sisyphus. Gegen den Mädchenhandel - Galizien, Freiburg: Kore Verlag 1992
KONZ, Britta: Bertha Pappenheim (1859-1936). Ein Leben für jüdische Tradition und weibliche Emanzipation, Frankfurt a.M./New York: Campus Verlag 2005
PAPPENHEIM, Bertha/RABINOWITSCH, Sara: Zur Lage der jüdischen Bevölkerung in Galizien. Reiseeindrücke und Vorschläge zur Verbesserung der Verhältnisse, Henricus Verlag: Berlin 2021 (Erstdruck: Neuer Frankfurter Verlag: 1904)
STRATENWERTH, Irene: Der gelbe Schein. Mädchenhandel 1860 bis 1930. Bremerhaven: edition DAH 2012
- WOLFGRUBER, Gudrun (Hrsg.): Bertha Pappenheim. Soziale Arbeit, Frauenbewegung, Religion. Wien: Löcker 2015

 

 
© 2024 Bertha Pappenheim Stiftung | Kontakt | Impressum & Datenschutz